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Eine Grundlage, nach der wir unserer Leben ausrichten, sind unsere Werte.
Werte sind die Grundlage, auf der wir unser Leben gestalten und ausrichten.

Sie werden uns von unseren Eltern und weiteren prägenden Personen in unserem Umfeld in jungen Jahren vorgelebt. Je nachdem, welche Erfahrungen wir damit gemacht haben, verinnerlichen wir diese Werte als hilfreich oder lehnen sie ab. So entwickeln wir unsere Sammlung von Werten, die uns persönlich wichtig sind; sozusagen unsere Top 10. Zu diesem Wertegerüst kommt noch unsere jeweilige „Rolle“, in der wir agieren. Mal bin ich Mutter, Ehefrau, Schwester, Tante, mal Sportkameradin, Chefin oder Kollegin. Mein Grundgerüst an Werten ist immer bei mir. Allerdings können sich die Reihenfolge oder auch einige Werte meiner Top 10 je nach Rolle gravierend verändern. Je nachdem, wie groß die Übereinstimmung der Werte, die in meinem Umfeld gelten, mit meinen Werten ist, fühle ich mich zu den Personen oder Gruppen mehr oder weniger hingezogen oder als Teil davon. Im Allgemeinen beschäftigen wir uns eher selten direkt mit dem Thema. Unsere Haltung zu bestimmten Werten ist uns im Inneren klar und wir leben diese Werte auch oft nach außen sichtbar.

Was genau sind Werte?

Es gibt keine abschließende, allgemeingültige Definition für den Begriff der Werte und was dieser alles umfasst. Das ist auch nicht notwendig, wenn wir uns über Werte austauschen wollen. Im Austausch mit anderen ist es weniger wichtig, die gleiche Definition zu haben, als die gleiche Haltung, die hinter der Akzeptanz von Werten steht.

Hier ist eine Beschreibung, die eine gute Grundlage für das, was Werte für jeden persönlich sind, sein kann:

Ein Wert ist eine Auffassung, die explizit oder implizit sowie für ein Individuum oder für eine Gruppe kennzeichnend ist und welche die Auswahl der zugänglichen Weisen, Mittel und Ziele des Handelns beeinflusst.

Clyde Kluckhohn, 1951

Werte sind also grundsätzliche Themen oder Bedürfnisse, die uns anziehen, die uns im Leben wichtig sind. Es sind Dinge, die wir erreichen möchten, sozusagen positive „hin-zu“-Werte. Die ebenso existierenden „weg-von“-Werte werden in den meisten Diskussion aus psychologischen Gründen ignoriert, man vermeidet sie instinktiv. Wenn sie in den Gedanken eine Rolle spielen, können sie genutzt werden, um genau das Gegenteil als positiven Wert zu definieren, um sich sogar „umzustimmen“. Ein Beispiel: Ich denke gerade: „Ich möchte keinen Streit.“ – Positiv formuliert wird für mich daraus: „Harmonie ist mir wichtig.“

Wie beeinflussen Werte unser Handeln?

Werte haben innerhalb ihres Geltungsbereiches für uns auch noch unterschiedliche Prioritäten. Welche Werte wichtiger, welche unwichtiger sind, hängt von der jeweiligen Prägung und Lebenssituation ab. Der „Lebenssinn“ ist für alle Menschen der höchste Wert:

  • Wofür setze ich mich ein?
  • Was sind meine Träume?
  • Für welche Ziele im Leben nehme ich Herausforderungen in Kauf?

Fehlt der Lebenssinn, werden Menschen depressiv, schlimmstenfalls sogar suizidal, weil das „Leben keinen Sinn“ mehr macht. An diesem Punkt sind alle Menschen psychologisch vereint – aber dann beginnen die Unterschiede in der Wertewelt.

Exemplarisch habe ich einmal 12 Werte aus unterschiedlichsten Bereichen für einen kurzen Überblick herausgegriffen:

–  Abenteuer –  Freiheit –  Mut
–  Macht –  Einfluss –  Leistung
–  Loyalität –  Disziplin –  Ordnung
–  Familie –  Frieden –  Vertrauen
–  Freude –  Geselligkeit –  Offenheit
–  Großzügigkeit –  Heiterkeit –  Kreativität

Der Eine lebt für Ruhm und Anerkennung, der Nächste für Weisheit und Wissenschaft. Für viele Menschen ist die Liebe der höchste Wert im Leben, andere brennen für Erfolg, Reichtum oder politische Lebensqualitäten wie Freiheit und Gerechtigkeit. Je nachdem, wie die individuelle Reihenfolge der persönlichen Werte ausgeprägt ist, können völlig unterschiedliche Entscheidungen und Handlungen daraus folgen.

Zum Bespiel liegt plötzlich das Angebot auf dem Tisch, ins Ausland zu gehen und dort einen neuen Bereich aufzubauen. Ist aktuell der höchste Wert „Abenteuer“ und an zweiter die „Familie“, wird die innere Haltung zur Entscheidung ganz schnell das „ja“ zum Angebot sein. Danach kann ja immer noch geklärt werden, welche Lösung es für die Familie gibt. Liegt die Wertekonstellation allerdings in umgekehrter Reihenfolge vor, also Familie vor Abendteuer, dann ist das Angebot zwar auch reizvoll, eine Entscheidung dafür wird allerdings nur dann getroffen, wenn alle anderen Beteiligten sich auch positiv äußern.

Werte sind nicht wirklich messbar. Jeder von uns empfindet die Umsetzung von Werten und das persönliche Erleben des Verfolgens dieser Werte anders. Wenn wir uns genauer damit beschäftigen, dann sehen wir auch, nach welchen bestimmten Werten wir leben und richten unser Handeln danach aus. Wir fühlen uns gut und gestärkt und motiviert, wenn wir diese Werte auch im Arbeitskontext leben können. Im Gegenteil dazu kann uns fehlende Übereinstimmung in den Werten im Arbeitskontext belasten, frustrieren und so demotivieren.
Übrigens: Gemeinsame Werte zu haben und danach zu leben, stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Gruppe.

Das Wertesysteme bewusst identifizieren

Die Kenntnis über diese vielfältigen Motivationsquellen kann ein wertvoller Schlüssel für die erfolgreiche und individuelle Kommunikation mit unterschiedlichen Menschen sein – auch zu deren Verständigung beitragen. Häufig sind Unterschiede in den Werten ein Grund, warum es zu Streitigkeiten oder Reibereien kommt. Da Werte uns implizit antreiben, werden vermeintliche Sachargumente vorgeschoben. Über die eigenen Werte kann man nicht streiten. Jeder hat seine Reihenfolge und die ist auch richtig so. Wenn dies bekannt ist, kann es akzeptiert und berücksichtigt werden. Gerade im Berufsumfeld kann die Beschäftigung mit den Werten unterschwellig Sympathie oder Antipathie mit dem Unternehmen, Kollegen oder Kontakten transparent machen.

Tipp für die Ermittlung der eigenen Werte

  1. Suchen Sie sich die Werte aus, die am besten zu Ihnen passen und die sie in Ihrem Leben für die wichtigsten halten. Nutzen Sie als Anregung die Dinge, die sie gerne mögen und schauen Sie, welche Werte dahinterstehen können. Ergänzen Sie Ihre Liste mit den Themen, die Sie stören und ermittelten im Umkehrverfahren (s. o.) die positiven Werte, die dahinterstehen.
  2. Streichen Sie diese Liste zusammen, bis Sie Ihre persönlichen „Top 10“ haben.
  3. Sortieren Sie Ihre „Top 10“-Werte in einer Reihenfolge – beachten Sie dabei, dass auch der letzte Platz immer noch wichtig ist, da es ja noch viel Werte gibt, die Sie wahrscheinlich auch gut finden.
    • Tipp 1: Bilden Sie aus den 10 Werten Ihre „Top 5“; dann aus den „Top 5“ die „Top 3“ und dann daraus Ihren Top-Wert, den Ihnen am wichtigsten .
    • Tipp 2: Fangen Sie mit einem Wert an und vergleichen Sie diesen Wert mit allen anderen auf der Liste mit der Fragestellung: „Welcher ist der wichtigere von beiden?“. Notieren Sie jeweils den wichtigeren. Am Ende haben Sie pro Wert unterschiedliche Summen. Das kann beim Ranking helfen
  4. Wiederholen Sie diese Vorgehensweise mit den für Sie passenden Werten in Ihrer Rolle im Beruf. Hier können völlig andere Werte in den „Top 10“ auftauchen, auch kann die Reihenfolge sich verändern.
  5. Wiederholen Sie diese Vorgehensweise für alle Rollen, die Ihnen aktuell wichtig sind.

Die Kenntnis unseres Wertesystems macht unser Leben einfacher

Wenn wir „unsere“ Werte kennen, macht dies das Leben einfacher, da transparenter. Natürlich können auch interne Wertekonflikte zu Entscheidungsschwierigkeiten führen. Nur liegen die Faktoren dann sichtbar vor uns. Nicht immer sind diese inneren Wertekonflikte abschließend lösbar. Gibt es solche Wertekonflikte im außen, dann ist es einfacher, sich von einer Person oder einem Unternehmen zu trennen, wenn sozusagen „die eigenen Werte mit Füßen getreten werden“. Je besser wir uns kennen und verstehen, wieso wir bestimmte Handlungen durchführen, desto mehr können wir aktiv in diese, unserer eigenen Handlungen bewusst eingreifen.

Kenne und lebe Deine Werte!

Der Wingwave Coaching Kongress 2019 war vom Thema „Young“ – Arbeiten mit Kindern und dem inneren Kind – bestimmt. Heutzutage ist die Beachtung des inneren Kindes durch viele erfolgreiche Bücher populär. Wie geht es meinem inneren Kind, kann es Heimat finden, muss es geschützt werden, kann ich das „Schattenkind“ retten und vieles mehr sind Fragen, die in der Literatur aufkommen und behandelt werden.

Eine interessante neue Erkenntnis liegt darin, dass Psychologen und Wissenschaftler auf dem Kongress erklärten, wir hätten eher viele innere Kinder in uns – nicht nur „das Eine“. Abhängig vom Alter und der jeweiligen Lebenssituation spiegeln sich diese in unseren Erinnerungen wider.

Viele „innere Kinder“ können auch Chaos im Hier und Jetzt anrichten. Oft kommt man damit nicht alleine zurecht und wundert sich, worin manche Schwierigkeiten ihren Ursprung haben. Ein Beispiel dafür sind negative Erfahrungen in der Kindheit.

Wenn ich in der Kindheit üble Erfahrungen gemacht habe, dann ist ein Umgang damit, eine Pflege oder gar „Heilung“ nicht immer im „Alleingang“ möglich. Effizient und effektiv kommt man mit professioneller Hilfe zur Lösung. Es gibt heutzutage viele Berufe, die sich mit diesem Themenspektrum beschäftigen und den Hilfesuchenden dabei unterstützen können, mit sich und seiner Vergangenheit ins Reine zu kommen. Gerade Coaches erweitern ihr Spektrum zunehmend in der fokussierten Arbeit mit den inneren Kindern ihrer Klienten und Klientinnen.

  • Wie geht es meinem inneren Kind wirklich?
  • Was können wir unabhängig von irgendwelchen Verletzungen oder schlechten Erinnerungen für unser inneres Kind tun?
  • Was lieben Kinder: Herumtoben, Quatsch machen, voll in der Bewegung und dem Tun aufgehen.

Können Sie sich noch daran erinnern, was Sie als Kind geliebt haben? Vielleicht haben Sie am Strand angefangen, eine Burg zu bauen und sich dann mehr und mehr in die „Matschepampe“ vertieft. Oder Sie sind ausgelassen barfuß über eine Wiese getobt. Vielleicht haben Sie sich auch mit Vorliebe in die nächste Kissenschlacht gestürzt.

Wieso machen wir all diese Dinge heute als Erwachsene so selten? So etwas macht man nicht, wenn man Groß ist? Wer sagt das?

Wir können ganz einfach die losgelassene Freude unserer Kindheit erwecken, indem wir wieder Dinge tun, die uns als Kinder das Strahlen ins Gesicht gezaubert haben. Das „bedingungslose“ und unkonventionelle bloße „Tun“ löst Freude auch bei uns Erwachsenen aus, setzt Endorphine frei, gibt uns Kraft – egal, in welchem Setting wir uns befinden.

Fangen Sie einfach mal an, beim Laufen zu hüpfen. Im “Hopserlauf“ verschwinden belastende Gedanken im Nu und Spaß kommt auf. Wenn dann noch ein glucksendes Lachen von innen heraus aufsteigt und sich der Mund zu einem breiten Grinsen verzieht oder sogar ein lautes Lachen zu hören ist, dann wird auch ihr inneres Kind wieder gestärkt.

Auch in der Teamarbeit kann man hier wunderbare Ergebnisse erzielen. In der Gruppe können Sie z. B. ein paar Luftballons aufblasen und damit „spielen“. Hier gibt es viele Varianten: Wenn sie Musik zur Verfügung haben, tanzen Sie einfach paarweise mit einem Luftballon zwischen sich – ohne die Hände einzusetzen. Oder Sie variieren das Ganze, indem alle gleichermaßen dafür verantwortlich sind, dass kein Ballon auf den Boden fällt – ebenfalls ohne Zuhilfenahme der Hände.

Aktivitäten, die dem inneren Kind in uns Freude bereiten, bieten uns Erwachsenen einen Zugang zu Gefühlen, die wir im normalen Alltag nur selten erleben. Gerade diese Gefühle wirken sich auch auf unsere Gedankenwelt aus. Es ist fast so, als wenn eine Sturmbö einmal durch unsere Gedanken fegt. So können wir Gedankenchaos stoppen und uns neu sortieren, Grübeleien beenden, einfach mal den Reset-Button drücken.

Vielleicht fällt Ihnen etwas ein, das sie früher auf Kindergeburtstagen gern gespielt haben. Was machen Sie als Erwachsener heute noch von den Dingen, die sie als Kind mit Freude erfüllt haben?

Seien Sie mutig – probieren Sie es aus. Sie werden überrascht sein.