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Eine immer noch gern zitierte Studie von Microsoft Kanada aus dem Jahre 2015 stellte die Behauptung auf, dass Menschen inzwischen eine geringere Aufmerksamkeitsspanne hätten als Goldfische. Nun sind diese Studien Momentaufnahmen gewesen, die nicht näher validiert wurden. Was allerdings stimmt, ist, dass die Menschheit sich grundsätzlich in punkto Aufmerksamkeit verändert. Die zunehmenden unterschiedlichen Einflüsse und Reize, denen wir täglich ausgesetzt sind, vervielfältigen sich in ihrem Ausmaß und ihrer Geschwindigkeit. Gerade im Bereich der digitalen Medien genügt ein kurz unsere Aufmerksamkeit weckendes Element – und wir sind gebannt, werden im Medium gehalten und vom eigentlichen Thema, bei dem wir zuvor waren, abgelenkt. Dies ist nicht nur im privaten Bereich so.

Auch im Arbeitsleben sind die möglichen Ablenkungen vielfältig. Es gibt zum einen die Dinge, die zu unserem normalen Alltag dazugehören, wie das Telefonieren, die normale Online-Kommunikation oder das Gespräch in der Cafeteria. Zum anderen greifen wir selber gerne zur ein oder anderen Ablenkung, wie kurz auf das Smartphone zu schauen, von einer Fachinformation weitergeleitet zu werden zu unterhaltsameren Inhalten, z. B. zu „nett gemeinten“ Videos und Memes in der Messenger-Welt.

Verlernen wir es womöglich, (uns) zu fokussieren?

Ich denke nicht; wir verlieren diese Fähigkeit nicht – wir müssen sie nur trainieren und regelmäßig nutzen. Wie bei jeder anderen Fähigkeit auch, steigert der regelmäßige Gebrauch, das Training, die Kompetenz und die Ausdauer. Was wir wohl zunehmend verlieren, ist vielleicht der Wunsch, uns wirklich voll auf die Sache zu konzentrieren, die wir aktuell gerade tun – und nur darauf.

Hierzu passt eine Geschichte aus dem Zen, die ich gern zitiere:

Ein Zen-Schüler fragt seinen Meister: „Was unterscheidet den Zen-Meister von einem Zen-Schüler?“
Der Zen-Meister antwortet: „Wenn ich gehe, dann gehe ich. Wenn ich esse, dann esse ich. Wenn ich schlafe, dann schlafe ich.“

„Wieso? Das mache ich doch auch.“

Der Zen-Meister antwortet: „Wenn du gehst, denkst du ans Essen und wenn du isst, dann denkst du ans Schlafen. Wenn du schlafen sollst, denkst du an alles Mögliche. Das ist der Unterschied.“

Als ich vor vielen Jahren das erste Mal von dieser Erzählung gehört habe, war mir noch gar nicht so bewusst, in wie vielen Situationen ich mich vermeintlich auf eine Sache konzentriert habe, in Gedanken aber schon ganz woanders war. Ich habe mich dann eine Weile beobachtet, um zu schauen, bei welchen Aktivitäten ich wirklich hundertprozentig dabei war. Einfach fiel mir dies bei den Dingen, wo der ganze Körper im Einsatz war. Zum Beispiel beim Tanzen, wo ich auf den Rhythmus hören, die Choreografie umsetzen und mich auf meinen Partner einstellen musste. Hier konnte ich mir nicht noch Gedanken über offene Themen des Tages oder Aktivitäten der Woche machen. Ebenso erging es mir in Bereichen, in denen ich interessante Fachliteratur gelesen habe. Ich war völlig im Thema, so dass sogar das Beobachten weggefallen war. Ebenso konnte ich mich sehr intensiv in komplexe Thematiken vertiefen, die mir grundsätzlich liegen und Freude bereiten, bei denen ich mit viel Leidenschaft dabei war. Gerade bei den Dingen, die ich mache, weil sie gemacht werden müssen, neige ich dazu, mich gerne aktiv abzulenken. Und das ist auch nicht immer verwerflich. Es kommt darauf an, mit welcher Konzentration ich diese Dinge tun muss. Und es hängt von meinem Empfinden ab, was mir hilft und was mich vielleicht in der Konzentration stört und mich ablenkt.

Ein gutes Beispiel dafür ist das Lernen. Im Allgemeinen sagt man, dass es am besten ist, wenn man sich in einer absolut ruhigen Atmosphäre und ablenkungsfreien Umgebung voll und ganz auf den Lerninhalt konzentrieren kann. Doch es gibt auch Untersuchungen, die zeigen, dass leise Musik im Hintergrund, gerne Klassik, das Gehirn dabei unterstützt, das Gelernte besser zu behalten. Gute Erfahrungen habe ich – auch persönlich – mit der wingwave®-Musik und der zugehörigen wingwave® –App gemacht. Auch hierzu gibt es Studien, die die unterstützende Wirksamkeit, gerade auch beim Lernen, belegen. Zusätzlich gibt es die unterschiedlichsten individuellen Empfindungen, was die beste Lernatmosphäre für den jeweiligen Typ Mensch ist. Und da kann ich nur sagen, wählen Sie die Lernumgebung, in der Sie sich wohl fühlen, denn das ist eine gute Voraussetzung, sich möglichst störungsfrei auf den zu lernenden Stoff konzentrieren zu können.

Interne und externe Störfaktoren
Ein weiterer Tipp, um konzentriert arbeiten zu können, ist, alle Dinge, die einem gerade im Kopf rumschwirren, aus dem Kopf heraus in andere „Speichermedien“ zu übertragen. Sie können z. B. alles kurz notieren – aus dem Kopf durch die Hand aufs Papier; egal, ob als Aufgabenliste gesammelt oder vielleicht auf separaten Post-its. Nutzen Sie gerne auch elektronische Listenformate. Womit Sie am besten arbeiten können ist individuell verschieden, probieren Sie es aus. Wichtig ist, dass mit dieser Hilfe die ganzen losen Gedankenenden aus dem Kopf geleitet werden. Unser Erinnerungssystem und damit unser Gehirn liebt abgeschlossene Dinge. Offene Punkte und lose Enden stören. Damit sie fertiggestellt werden können, erinnert unser Gehirn uns, meist zu den ungelegensten Zeiten, daran, diese Dinge doch bitte endlich anzugehen. Wenn ich also alle aktuellen Gedanken abgelegt habe, steht einem fokussierten und konzentrierten Arbeiten nichts mehr im Wege. Hilfreich ist auch, für die geplante fokussierte Arbeitszeit alle möglichen externen Ablenkungsmöglichkeiten zu minimieren. Dazu gehört es, das Telefon stumm zu schalten, den E-Mail Eingang ebenso und auch dem Umfeld zu signalisieren: „Für die nächste Stunde bitte nicht stören.“

Das Fokussieren (wieder) lernen

Um das fokussierte Arbeiten einzuüben, hilft es, mit den Dingen zu beginnen, die Sie grundsätzlich gerne tun. Dann haben Sie schon eine große Grundmotivation und das Üben des fokussierten Arbeitens wird durch diese Tätigkeit unterstützt. Beginnen Sie erst einmal mit kürzeren Zeiten des fokussierten Arbeitens. Zum Beispiel hat sich bei der Pomodoro-Technik gezeigt, dass eine Dauer von ca. 25 Minuten ein guter Zeitabschnitt ist, in dem man konzentriert und fokussiert arbeiten kann. Nach einer kleinen Pause, von ca. fünf Minuten, können Sie dann den nächsten Zeitblock angehen. Grundsätzlich sollten Sie nach ca. einer Stunde intensivster, fokussierter Arbeit eine Pause einlegen. Auch hier haben Forschungen gezeigt, dass im Schnitt nach einer Stunde geistiger Arbeit die Gehirnleistung abnimmt.

Gerade in Zeiten, wo wir vermeintlich mehr zu tun haben, als wir glauben, erledigen zu können, hilft der richtige Fokus uns, erfolgreich durch diese Zeiten zu kommen.

Und damit sie auch in diesen arbeitsreichen Zeiten in der Lage sind, fokussiert arbeiten zu können, fangen Sie direkt mit dem Üben an. Aus eigener Erfahrung und auch der Erfahrung vieler Klienten kann ich sagen, fokussiertes Arbeiten spart letzten Endes viel Zeit. Und den Fokus auf die Dinge zu legen, die man gerade aktiv angeht, ist in allen Lebenslagen hilfreich.

Fokus spart Zeit – arbeiten Sie daran!

Das Mailfach ist voll, das Telefon klingelt, das nächste Meeting steht an – der Morgen hat noch nicht einmal richtig begonnen und schon ist man „reif für eine Pause“. Soll man diesem Gefühl nachgeben oder lieber noch schneller arbeiten? Gibt es den richtigen Zeitpunkt für eine Pause in einem vollgepackten Arbeitsalltag? Ja – den gibt es.

Vielleicht kennen Sie auch Stimmen aus ihrem Bekanntenkreis, die sagen: „Pausen, so ein Quatsch, das brauche ich nicht.“ „Wer seinen Traumjob oder seine Berufung gefunden hat, braucht keinen Urlaub.“ „Ich lebe für meine Arbeit, Tag und Nacht.“ „Pausen sind Unterbrechung und damit vergeudete Zeit.“

Ist das wirklich so? Wenn wir das Thema einmal ganz anatomisch angehen, lässt sich feststellen, dass der menschliche Körper, die Muskulatur und auch das Gehirn, bei aktiver Nutzung nach einer gewissen Zeit ermüdet. Es hängt natürlich davon ab, was wir tun, wie gut wir trainiert sind in dem, was wir tun und wie sorgsam wir mit unserem Körper im Allgemeinen umgehen. So lässt ein gut genutztes Gehirn nach ca. 60 Minuten konzentrierten Arbeitens nach. Wir merken das meist gar nicht direkt, d. h. wir meinen, wir könnten unseren Arbeiten weiter effizient nachgehen. Wenn man mal genau hinsehen würde, fiele einem jedoch auf, dass die Dinge deutlich langsamer vorankommen.

Zu langes, intensives Arbeiten macht sich nicht bezahlt, da Konzentration und Leistungsfähigkeit nachlassen und sich Fehler einschleichen. Pausen sind dazu da, Stress abzubauen und Kraft aufzutanken. Erholt arbeiten Sie konzentrierter, genauer, kreativer und damit effizienter.

Betrachten Sie Pausen daher nicht als Zeitverschwendung, sondern als erholsames und auch notwendiges Auftanken von Energie.

Wenn Sie bei der Arbeit in der Lage sind, eigenverantwortlich über kleine Abschnitte Ihrer Zeit zu entscheiden, dann versuchen Sie es einfach mal mit dem Einbau Kraft liefernder Pausen.

Einschlägige, medizinische Untersuchungen haben ergeben, dass der beste Erholungswert nach etwa 1 Stunde Arbeitszeit erzielt wird. Die Pause sollte nur bis zu 10 Minuten dauern, weil der optimale Effekt in den ersten 10 Minuten eintritt, danach jedoch eine sinkende Tendenz hat. Sie sollten daher regelmäßige, aber kurze Pausen in Ihrem Tagesplan vorsehen.

Fünf Tipps für eine „gute“ Pause

  • Verzichten Sie während der Pausen auf alle, vor allem für das Gehirn anstrengende, Tätigkeiten wie Telefonieren oder Internet und Social Media.
  • Genießen Sie bewusst die Ruhe und das Nichtstun.
  • Hilfreich bei Bildschirmarbeit ist z. B., den Blick in die Ferne schweifen zu lassen, um den Augen Erholung zu gönnen.
  • Machen Sie das Fenster auf, schließen Sie die Augen und atmen Sie ein paar Mal tief die frische Luft ein. Gerade der tiefe, langsame Atem beruhigt sehr zeitnah und intensiv.
  • Hilfreich ist auch ein Ortswechsel. Gehen Sie in die Küche, trinken Sie ein Glas Wasser, bewegen Sie sich einfach ein bisschen. Gerade diese Haltungswechsel wird auch Ihr Rücken Ihnen danken. Der physische Abstand zum Schreibtisch unterstützt das kurze Pausieren auch mental.

Fünf Tipps für die Integration von Pausen

  • „Eine Pause ist ein Termin mit sich selbst“!
    Das hört sich jetzt erst einmal komisch an, hilft in der Anfangsphase jedoch ungemein: Tragen Sie Ihre Pausenzeiten bereits am Sonntag für die ganze Woche im Terminplan ein. Am besten farbig, damit sie nicht zu übersehen sind.
  • „In der Kürze liegt die Würze!“
    Mehrere kurze Erholungspausen sind insgesamt wirkungsvoller als nur eine lange am Mittag. Finden Sie Ihren persönlichen Pausenrhythmus. Es gibt viele Methoden, die mit unterschiedlichen Zeiträumen arbeiten. Die Pomodoro-Technik hat zum Beispiel 25-Minuten-Arbeitsblöcke mit einer 5-minütigen Pause als Basis. Spätestens nach 90 Minuten sollte eine kurze Pause eingeplant werden. Dann lassen Sie Ihre Arbeit für ein paar Minuten bewusst ruhen.
  • „Mahlzeit!“
    Eine längere Pause am Mittag sollten Sie sich zusätzlich gönnen. Wenn der Körper aufgrund des biologischen Rhythmus‘ sowieso ein Leistungstief erreicht hat oder eine Pause „erwartet“, geben Sie ihm, was er will.
  • „Raus in die Natur!“
    Machen Sie mindestens einmal am Tag einen Spaziergang. Damit sorgen Sie für neue Sauerstoffzufuhr und klären Ihre Gedanken. Ideal ist hier eine Verbindung mit dem Mittagessen, da der Körper nach der Nahrungsaufnahme durch die Bewegung wieder aktiviert werden kann.
  • „Chillen via App.“
    Wer sich für die Pause nicht vom Smartphone trennen kann, nutzt einfach zum Einstieg eine „App“; inzwischen gibt es tolle Tools, mit Hilfe derer Sie Pausen gelenkt einbauen können. Der Aufbau reicht von minimalistisch bis esoterisch – für jeden ist hier was Passendes dabei. Versuchen Sie dann nach und nach sich vom Smartphone zu lösen.

Stressreduktion durch die Natur

Neueste Studien haben gezeigt, dass schon kurze Aufenthalte im Grünen den Spiegel des Stresshormons Cortisol langfristig signifikant senken können.

  • Schon 3 x 20 Minuten pro Woche reichen dazu aus.
  • Gehen oder Sitzen Sie in einer natürlichen Umgebung. Ein Garten, ein Park, eine Wiese oder vielleicht sogar ein Wald sind in der Nähe oft schnell erreichbar.
  • Wichtig ist, dabei alle elektronischen Ablenkungen, wie das Smartphone oder Musik auszuschalten. Dann gibt es nur Sie in der Natur mit den auf sie einströmenden natürlichen Einflüssen.

Erste positive Ergebnisse zeigen sich meist sehr schnell. Und je öfter Sie sich diese grünen Auszeiten gönnen, desto schneller etablieren Sie eine Gewohnheit für sich. So werden diese Aufenthalte Teil Ihres normalen Lebens.

Regeneration im Schnellverfahren – Der Power Nap

In Ländern wie Japan und Südkorea und zunehmend in den USA ist der Power Nap schon sehr lange Teil der Arbeitskultur. Viele Firmen bieten Ihren Mitarbeitern dazu separierte Gelegenheit. Zahlreiche Studien belegen, dass bereits ein Nickerchen von ca. 15 Minuten das Stressniveau senkt und die Leistungsfähigkeit steigert. Das geht fast überall, man muss nur seiner Phantasie freien Lauf lassen.

Damit Sie den optimalen Endpunkt nicht verpassen, gibt es ein einfaches Verfahren: Setzen Sie sich mit einem Schlüsselbund in der Hand auf einen Stuhl. Machen Sie die Augen zu und versuchen Sie, einzuschlafen. Sobald der Schlüssel durch die erschlaffende Hand runterfällt, werden Sie durch das Geräusch wieder wach und haben so den optimalen Aufwachzeitunkt vor Erreichen der tieferen Schlafphase erreicht.

Pausen im Arbeitsleben

Legen Sie einmal pro Woche einen Ruhetag ein, an dem sie weder Projekte bearbeiten noch in Telefonbereitschaft sind. Dieser Tag gehört ausschließlich Ihnen, Ihrer Familie und Ihren Hobbys. Schalten Sie Ihr berufliches Gedankenkarussell einmal komplett aus. Machen Sie mindestens einmal pro Jahr Urlaub, um den Alltag komplett hinter sich zu lassen. Hier hat sich ein Zeitraum von 14 Tagen als optimal gezeigt. In diesem Zeitraum können der Geist und der Körper sich einmal vollständig regenerieren. Vielleicht wollen Sie auch mal länger aussteigen? Sabbaticals bieten einem die Möglichkeit für einen längeren Zeitraum mal ganz andere Dinge auszuprobieren.

Planen Sie regelmäßige Pausen ein!